Günter Schmidt

 

Hermann Wilhelm Costenoble (1826–1901)

Verleger

 

"Mein verehrter Herr Verleger!"

Hermann Costenoble und sein Jenaer Verlag

 

Das Erbbegräbnis der Familie Costenoble befindet sich an der Nordmauer des Johannisfriedhofes, rechts des Nord-Tores. Costenoble erwarb das Erbbegräbnis 1864 anlässlich des Todes seiner ersten Frau und ließ noch im gleichen Jahr ein Grabmonument aufstellen.

In der Grabstätte sind Hermann Wilhelm Costenoble, seinere erste Frau Rosine Wilhelmine geborene Betzold, seine zweite Frau Marie Auguste geborene Campe, der Sohn Johann Edmund Otto Friedrich (genannt Hans), die Tochter Margarethe Henriette Charlotte Wilhelmine, verheiratete Schröder, und der Schwiegersohn Dr. Richard Wilhelm Ludwig Schröder begraben.

Herkunft und Familie

Wilhelm Hermann Costenoble, Spross einer Hugenottenfamilie, wurde am 20. März 1826 als Sohn eines Apothekers in Magdeburg geboren. Nach der Schulzeit erlernte er den Beruf des Buchhändlers.

Als er am 20. März 1850 in Leipzig die Buchhandlung von Otto Wigand (1795–1870) erwarb - zusammen mit Gustav Remmelmann, der jedoch im November 1851 aus der Firma wieder ausschied - übernahm er nicht nur einen Restbestand an Büchern und Papier, sondern mit Friedrich Gerstäcker (geb. 1816) einen Autor, der mit "Die Regulatoren in Arkansas" (3 Bde., 1846) und die "Flußpiraten des Mississippi" (3 Bde., 1848) der Bahnbrecher des deutschen "Fernlandromans" (Rudolf Majut) geworden war.

Im Herbst 1863 übersiedelte Costenoble mit seiner Verlagsbuchhandlung von Leipzig nach Jena, nachdem ihm die Behörden die Konzession erteilt und das Ortsbürgerrecht verliehen hatten.

Costenoble kaufte in der Jenaer Grietgasse das Haus Nummer 10, dessen Erdgeschoss als Geschäftslokal eingerichtet wurde, während die oberen Stockwwerke der Familie als Wohnung dienten.

Hermann Wilhelm Costenoble heiratete am 3. März 1864 in Jena die geschiedene Rosina Wilhelmina Zölfel, geborene Betzold, geb. am 13.07.1823. Ihr Vater, ein Zimmergeselle, hatte sie nach der Geburt durch die Ehe mit der Mutter, Friederika Elisabeth geborene Erbs, legitimiert.


Karin Schure, Christina Apfel

Apothekerfamilie Löber

Das Leben einer Bürgerfamilie im 19. Jhd

 

Betritt man am oberen Eingang des Philosophenweges den Johannisfriedhof und läuft Richtung Gärtnerhaus, findet man links vom Wege das Grab der Ida Löber, geborene Beyer.

Lebensaufzeichnungen der Nachfahren lassen das Leben einer Bürgerfamilie mit allen seinen Herausforderungen in der Zeit des  19. Jahrhunderts vor dem geistigen Auge entstehen. Hieran wollen wir den geneigten Leser gerne teilhaben lassen.

Gotthold Joseph Löber, geboren am 4. August 1835 in Kahla, beschreibt in der Niederschrift seiner Familien- und Lebensgeschichte sehr anschaulich Freuden und Sorgen einer Bürgerfamilie in jener Zeit.

Herkunft und Familie

Die Familie Löber hat im Laufe der Jahrhunderte ein weit verzweigtes Geschlecht zahlreicher Theologen hervorgebracht. Die Ahnen von Joseph Löber (Loeber) stammen aus Plauen. Adam Löber († 1489) soll der Ahnherr gewesen sein. Nachfahren der Familie waren in Eerfurt, Weimar, Orlamünde und Altenburg ansässig.

Christoph Heinrich Löber (1634-1705), (Vater)

Dieser Vorfahr der Familie wurde in Weimar geboren. Nach dem Studium der Theologie wurde er Pastor und Superintendent in Orlamünde. Orlamünde und Umgebung gehörten in dieser Zeit zum Herzogtum Altenburg.  Er war ab 1654 Respontent der Universität Jena, Pfarrer in Gößnitz, Hofprdeiger in Altenburg und wurde ab 1665 zum Pfarrer und Superintendent in Orlamünde berufen.

Respontendent bezeichnet eine Person der Universität, die in einem  wissenschaftlichen Streitgespräch (Disputation) auf eine These antwortet. Diesem stand der Opponent gegenüber, der die Gegenthese vertrat.

Die erste Ehe schloss Christoph Heinrich 1659 mit Maria Barbara Beier (1639-1676), einer Tochter des Archidiakon Adrian Beier aus Jena. In der Ehe wurden sechs Kinder geboren. Die zweite Ehefrau war Anna Katharina geb. Schmidt († 1700), die Tochter des Pastor Schmidt aus Uhlstädt. In dieser Ehe kamen zehn Kinder zur Welt.


Katrin Undisz, Christina Apfel

Carl Friedrich Christian Botz

Chausseebaumeister und Großherzoglicher Baurat – Ehrenbürger und Mitbegründer des Verschönerungsvereins zu Jena

 

Die Grabstätten der Familie Botz auf dem Johannisfriedhof

An der Westseite der alten inneren Mauer des historischen Johannisfriedhofs befindet sich rechts neben dem Gärtnerhaus hinter einem großen Haselstrauch die Grabstätte der Familie Botz.

Der Grabstein aus schwarzem Granit erinnert an Carl Eduard Botz (1843 – 1906) und seine Frau Amande Botz, geb. Wetzel (1851 – 1925).

Die helle Grabplatte mit ehernem Rahmen an der Friedhofsmauer erinnert an seine Mutter, Johanne Dorothea Marie Christiane Botz, geb. Wittig (1809 – 1874). Wie im Sterbebuch des Jahres 1890 vermerkt, wurde auch ihr am 6. September 1890 verstorbener Ehemann Carl Friedrich Christian Heinrich Botz (1804 – 1890) hier beigesetzt. Eigenartig ist allerdings, dass sich auf der Grabstätte kein Hinweis auf seinen Namen und seine Lebensdaten befindet

 

Im nördlichen Teil des Johannisfriedhofs kennzeichnet eine schlichte Marmorplatte die Grabstelle von Hermann Friedrich Botz (1836 – 1867).

Nicht weit entfernt in nordöstlicher Richtung erinnert ein kleiner bewachsener Grabstein aus Travertintuffstein mit einer Porzellanplatte an Caroline Frank, geb. Botz (1808 – 1865).

Herkunft und Familie

 

 

Über viele Generationen waren die Vorfahren der Familie Botz in Troistedt südwestlich von Weimar beheimatet. Troistedt wurde 1241 urkundlich ersterwähnt als „Drastet, was so viel wie „Siedlung des Draht“ bedeutet. Ab 1790 wurde der Ort Troistedt genannt (ausgesprochen „Troostedt“, das i ist als Dehnungszeichen zu verstehen).

Andere Ereignisse heben Troistedt im Weimarer Land heraus: In Troistedt übergab der Weimarer Oberbürgermeister Otto Koch die Stadt Weimar 1945 kampflos an die amerikanischen Truppen und verhinderte damit deren weitgehende Zerstörung.
1989 war Troistedt das
erste Dorf im Kreis Weimar, das frei einen neuen Bürgermeister wählte.

 

Johann Gottlieb Botz  wurde am 22.Dezember 1771 als Sohn des örtlichen Amtsschultheißen Johann Nicolaus Botz zu Heyda geboren.

 

Seine Ausbildung im Forstwesen bekam Johann Gottlieb Botz beim Großvater seiner Frau, dem sachsen-weimarische Oberförster und Wildmeister Johann Georg Christian Skell (1721-1778), und seinem Schwiegervater Johann Heinrich Gerlach (1747-1818). Sowohl die Sckells als auch die Gerlachs waren Familien, die einen hohen Verwandtschaftsgrad mit fast allen Förstern und Hofgärtnern des Landes aufzuweisen hatten.

1808 bekam Johann Gottlieb Botz das Troistedter Revier als Wildmeister per Dekret vom Weimarer Hof übertragen. Dieses Amt hatten vor ihm seine beiden Lehrmeister sowie auch Johann Ludwig Gottlieb Sckell (1740–1808), der Sohn von Johann Georg Christian Skell, innegehabt. Wildmeister waren damals im Forstwesen für die Verwaltung und Pflege der Wälder zuständig. Sie überwachten die Jagd, den Holzeinschlag und die Wildbestände.

©K.Undisz, Ch. Apfel